pro familia ist politisch tätig. Dafür führt pro familia bundesweite Projekte und Informationskampagnen zu einzelnen Themen durch und ist auch auf dem Gebiet der Forschung tätig.
Mit dem vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Modellprojekt wurde für 30 Monate an sieben Standorten ein Zugang zu einer Kostenübernahme für Verhütung erprobt. Es ermöglichte einen niedrigschwelligen Zugang zu verschreibungspflichtigen, sicheren und gut verträglichen Verhütungsmitteln für Frauen, die wenig Geld haben. Darüber hinaus konnte man sich freiwillig und umfassend zum Thema Verhütung beraten lassen und bei Bedarf das Angebot des Videodolmetschens nutzen.
Am Modellprojekt waren pro familia Beratungsstellen in Erfurt /Artern, Halle (Saale), Lübeck, Ludwigsfelde (Landkreis Teltow-Fläming), Recklinghausen/Marl/Gladbeck, Saarbrücken und Wilhelmshaven und Landkreis Friesland beteiligt.
Am 10. September 2019 werden die Ergebnisse des Modellprojektes und der Evaluation in im Bundesfamilienministerium in Berlin vorgestellt.
Die nun vorliegende Zusammenfassung der Ergebnisse ermöglicht einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus dem Modellprojekt. Auch der ausführliche Abschlussbericht liegt vor.
Hintergrundinformationen und Studienergebnisse zum Thema Kostenübernahme von Verhütung haben wir hier für Sie zusammgestellt.
Weitere Informationen über das Modellprojekt und die Ergebnisse: www.biko-verhuetung.de
Das Modellprojekt des pro familia Bundesverbands zielte auf die Vernetzung von Fachkräften, die schwangere, geflüchtete Frauen in ihren ganz unterschiedlichen Bedarfen unterstützen. Das Fachdialognetz wurde über drei Jahre vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Im Rahmen des Projekts baute pro familia an acht Modellstandorten (Berlin, Bremen, Erfurt, Gießen, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Mainz) Fachinformations- und Vernetzungsstellen auf. Die pro familia Fachkoordinatorinnen vor Ort identifizierten und bündelten bereits bestehende Hilfe- und Beratungsangebote für schwangere, geflüchtete Frauen und vernetzen Fachkräfte sowie ehrenamtlich Tätige in diesem Bereich. Auf dem Weg des Fachdialogs konnten Angebote für schwangere, geflüchtete Frauen verbessert und den Betroffenen schneller zugänglich gemacht werden.
Weitere Informationen: www.fachdialognetz.de
Menschen mit geringem Einkommen können sich Verhütung oft nicht leisten.
pro familia fordert deshalb, dass die Kosten von Verhütungsmitteln für Menschen, die wenig Geld haben, übernommen werden. Eine bundesweit gültige Gesetzesänderung ist dringend notwendig
Mehrere aktuelle Studien* belegen, dass immer mehr Frauen auf unsichere Methoden ausweichen oder gar nicht verhüten, weil das Geld für Pille oder Spirale nicht reicht. Einzelne Kommunen haben das Problem erkannt und Projekte zur Kostenübernahme ins Leben gerufen. Bei schlechter Haushaltslage sind sie allerdings sofort wieder vom Tisch. Das Recht auf Familienplanung muss aber für alle gelten, ob arm oder reich, ob in Flensburg oder in Kempten.
Die Vereinten Nationen haben auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo 1994 festgeschrieben, dass alle Frauen und Männer das Recht auf ungehinderten Zugang zu möglichst sicheren, verträglichen und erschwinglichen Verhütungsmethoden haben müssen.
Bis 2004 gab es im Sozialgesetz eine sogenannte „Hilfe zur Familienplanung“. Das Sozialamt übernahm die Kosten für Verhütungsmittel, die der Arzt oder die Ärztin verschrieb. Durch die Hartz-IV-Gesetzgebung ist diese Möglichkeit weggefallen. Betroffen sind Frauen und Männer, die Arbeitslosengeld II oder Grundsicherung erhalten. Anstatt dass die die realen Kosten übernommen werden, bekommen die Menschen seit 2004 einen Regelsatz, der eine Pauschale für den Posten „Gesundheitspflege“ von 17 Euro enthält. Der Gesetzgeber hält es für vertretbar, dass Hartz-IV EmpfängerInnen in anderen Bereichen sparen, falls diese Pauschale nicht ausreicht, um neben allen anderen benötigten nichtverschreibungspflichtigen Arznei- und Heilmitteln, zum Beispiel Kopfschmerztabletten und Heuschnupfenmitteln, die Pille zu bezahlen. Der Hartz IV Regelsatz für einen Erwachsenen beträgt derzeit 399 Euro pro Monat. Eine monatliche Pillenpackung kostet zwischen 4,50 Euro und 22 Euro, der Verhütungsring 16 bis 22 Euro pro Monat. Spiralen und Implantate sichern die Verhütung für mehrere Jahre und sind auf lange Sicht kostengünstiger. Die einmaligen Kosten von 300 bis 400 Euro können Hartz-IV-Empfängerinnen aber nicht aus dem Regelsatzbetrag bestreiten.
Auch die alleinerziehende Studentin mit BAföG, der Azubi mit Bundesausbildungsbeihilfe sowie Menschen, die Wohngeld erhalten, können Verhütungsmittel oft nicht mehr bezahlen. Eine Sterilisation, die 400 bis 800 Euro kostet, ist für Männer und Frauen mit geringem Einkommen überhaupt nicht umsetzbar.
Menschen mit wenig Geld brauchen eine Kostenübernahme. Die Politik muss eine Lösung finden, die in ganz Deutschland gilt. Sie spart am falschen Ende, wenn sie zulässt, dass Menschen aus Geldnot auf Verhütung verzichten.
*Nitz, Tanja / Busch, Ulrike (2014): Pille oder Risiko? Studie zum Verhütungsverhalten unter ALG II Bezug. pro familia magazin 1/2014, S. 28-29
Gäckle, Annelene (2006): Familienplanung gibt es praktisch nur theoretisch – Auswirkungen von Hartz IV auf das Kontrazeptionsverhalten von Hartz IV-Empfängerinnen in Nordrhein-Westfalen im Kontext der Schwangerschafts(konflikt)beratung. Masterarbeit. Hochschule Merseburg (FH). Bericht über die Studie
Die Zeichnungsfrist für die Bundestagspetition ist abgelaufen. Die Petition kann hier eingesehen werden.
Kostenfreie Verhütungsmittel für einkommensschwache Menschen
Paritätische Forderung zur Sicherstellung des Zugangs zu individueller und verlässlicher Verhütung für alle Frauen und Männer in Deutschland
pro familia Forderung an den Petitionsausschuss
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Kampagnenpapier
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pro familia Factsheet Kostenfreie Verhütungsmittel
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Beispiele aus der Beratungspraxis: Verhütungskosten in Deutschland und die Auswirkungen auf die Verhütungssituation
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Verhütung – Aktuelle Preise und Zusatzkosten
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Regionale Kostenübernahmemodelle von Verhütungsmitteln für Menschen mit geringem Einkommen
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Pille vergessen, Kondom gerissen – es gibt viele Gründe, warum nach einer sexuellen Begegnung plötzlich die Sorge um eine ungewollte Schwangerschaft im Raum steht. Oft passiert dies am Abend oder am Wochenende. Zum Glück bedeutet das nun keinen Hindernislauf mehr, um die Pille danach zu bekommen, denn sie ist seit 15. März 2015 auch in Deutschland rezeptfrei erhältlich.
Mit dieser neuen Regelung wird es für Frauen künftig deutlich leichter, die Pille danach mit möglichst wenig Zeitverzögerung einnehmen zu können.
Für Frauen unter 20 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Pille danach, wenn sie ein Rezept vorlegen. Alle anderen erhalten die Pille nach Beratung gegen Barzahlung in der Apotheke.
Informationen über die Wirkstoffe und die Anwendung finden Sie hier.
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Wirkmechanismus der Pille danach (2013)
Factsheet "Mythos und Wirklichkeit"
Die Europäische Zulassungsbehörde für Arzneimittel (EMA, European Medicines Agency) hat in den letzten Monaten geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Körpergewicht und einem Wirkungsverlust der Pille danach gibt. Nach Auswertung der verfügbaren Datenlage hat die EMA am 24. Juli 2014 ihre abschließende Bewertung veröffentlicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass