Interview mit Sabine Ruppert (48, zwei Kinder), Krankenschwester im pro famlia Medizinischen Zentrum Bremen

Seit wann arbeiten Sie hier im Medizinisches Zentrum Bremen, Frau Ruppert?

Ich habe während des Studiums 2001 als Aushilfe angefangen und gemerkt, dass ich diese Arbeit gut finde. Seit acht Jahren habe ich hier eine feste Stelle mit 29 Stunden.

Was sind Ihre Schwerpunkte?

Ich arbeite im Empfang und Ruheraum, als Assistenz im OP und betreue Schüler*innen von der Krankenpflegeschule. Ein Besuch bei uns ist Teil ihrer Ausbildung. Das ist eine zweistündige Informationsveranstaltung. Einige der Schüler*innen kommen später für ihren außerklinischen Praxiseinsatz sechs bis acht Wochen zu uns. Außerdem biete ich eine Diaphragma Sprechstunde für interessierte Frauen an.

Weswegen finden Sie Ihre Arbeit wichtig?

Wir im Medizinischen Zentrum ermöglichen der Frau, dass sie wirklich entscheiden kann. Für die Frauen, die zu uns kommen, ist es gut, dass wir ihre Entscheidung respektieren und dahinter stehen. Sie spüren, dass ein Schwangerschaftsabbruch hier ok ist, das ist z.B. in mancher gynäkologischen Station im Krankenhaus anders. Ich finde es gut, dass wir mit unserer Arbeit und der Art, wie wir sie machen, Ängste und Vorurteile abbauen. Es gibt in Deutschland ein Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch und die Versorgungslage ist in Norddeutschland schlecht. Beratung zu finden, ist leicht. Eine Stelle für den Abbruch zu finden, ist schwer. Dabei ist der Bedarf hoch. Das merken wir hier jeden Tag.

Können Sie bitte noch etwas zur Verhütung sagen?

Wir sprechen mit den Frauen  auch über praktische Fragen der Verhütung. Ärzt*innen empfehlen vielen Patientinnen zum Legen einer Spirale zum Medizinischen Zentrum von pro familia zu gehen, so dass wir ca. 450 Spiralen pro Jahr legen. Auch das Interesse an hormonfreier Verhütung ist groß. Immer mehr junge Frauen sind pillenmüde und fragen fragen nach Alternativen, z.B. nach einem Diaphragma, das ziemlich sicher ist, wenn es gut passt. Um Anwendung und Handhabung zu erlernen, kommen sie dann zu mir in die Diaphragma Sprechstunde. Auch informieren wir Männer über Sterilisation und führen diese hier durch.

Es ist leider keine Selbstverständlichkeit, dass es das Medizinische Zentrum von pro familia gibt und wir gut arbeiten können. Das wissen viele nicht. Es fehlen heute Ärzte für Schwangerschaftsabbrüche, es ist schwer Ärzte zu finden. Viele wollen diese Arbeit nicht machen. Wenn sie es tun, haben sie Angst, es klar zu sagen. Die Tabuisierung wirkt in alle Bereiche.