Das Interesse war groß: Etwa 90 Interessierte kamen am 16. Oktober 2025 zur Veranstaltung „Kinderwunsch und Elternsein mit psychischer Erkrankung (und Behinderung)“ ins Ostentorkino Regensburg, um sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, das oft noch tabuisiert und mit Unsicherheiten und Vorurteilen belegt ist. Eingeladen hatten pro familia Niederbayern-Oberpfalz e.V., Irren ist menschlich Regensburg e.V., Verein für Psychiatrieerfahrene, die PSAG (Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft) des Gesundheitsamts Regensburg und die Fakultät der Sozial- und Gesundheitswissenschaften der OTH Regensburg.
Einleitend stellten die Moderatorinnen Eva-Maria Meier und Katharina Asen-Molz das für pro familia zentrale Konzept der reproduktiven Rechte vor. Reproduktive Gerechtigkeit umfasst nicht nur niedrigschwelligen Zugang zu sicherer Verhütung und Abbrüchen, sondern auch das Recht auf eine Entscheidung für leibliche Kinder. Das gilt natürlich auch für marginalisierte Gruppen, denen Elternschaft oft subtil oder weniger subtil abgesprochen wird – also unter anderem Betroffene einer psychischen Erkrankung oder Behinderung.
Es folgte ein Impulsvortrag von Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider, die wissenschaftlich und klinisch zu psychischen Erkrankungen im Kontext von Familiengründung am University College Cork in Irland arbeitet. Sie ist außerdem Mitautorin des Ratgebers „Mutter werden mit psychischer Erkrankung – von Kinderwunsch bis Elternschaft“, den wir Fachpersonen, Betroffenen und Angehörigen sehr empfehlen können. Prof. Kittel-Schneider hatte beruhigende Nachrichten für Betroffene, die sich große Sorgen um die Auswirkung von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit machen. Die allermeisten Psychopharmaka hätten kein relevantes Fehlbildungsrisiko. Trotzdem empfiehlt sie, Rücksprache mit dem/der Psychiater*in zu halten – und hält eine gute Vorplanung für Schwangerschaft, Geburt und die Zeit mit Kind für enorm wichtig.
Das betonte auch Claudia Alkofer, fachliche Leitung der Schwangerschaftsberatungsstelle pro familia Regensburg, im anschließenden Podiumsgespräch. Schwangerschaftsberatungsstellen seien die kompetenten Anlaufstellen im Entscheidungsprozess und der Vorplanung – selbstverständlich auch für Menschen mit psychischen Belastungen – und begleiten zeitnah, kostenlos und niedrigschwellig durch alle Phasen vor und nach einer Geburt.
In der Schwangerschaft und in einer Krise im Babyalter ihres Kindes sei die Unterstützung von kompetenten und empathischen Fachpersonen besonders wichtig gewesen, berichtete Antonia Wolf, EX-IN-Genesungsbegleiterin und psychiatrieerfahrene Mutter. Die Betroffenenperspektive auf dem Podium war für viele im Publikum besonders bewegend, empowernd und wertvoll.
Generell war die Resonanz von Betroffenen, Fachpersonen und Studierenden der Sozialen Arbeit und Pflegewissenschaften im Publikum durchweg positiv. Der Abend machte deutlich, wie wichtig es ist, über psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit Elternschaft zu sprechen. Wir wollen auch in Zukunft auf das Thema aufmerksam machen und ein fundiertes Beratungsangebot für Betroffene und Angehörige bieten. Viele Informationen und Offenheit von Fachpersonen bereits ab dem Entscheidungsprozess für oder gegen ein Kind sind essenziell, um Betroffene in der Entscheidungsphase, bei den Vorplanungen und der Elternschaft adäquat zu unterstützen.
Eva-Maria Meier, pro familia Niederbayern-Oberpfalz
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