von Judith Greif
Liebe Mitgliedsverbände, liebe Engagierte!
Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, mich kurz vorzustellen. Ich heiße Judith Greif und bin seit 20 Jahren im schönen München daheim. Genauso lange engagiere ich mich in der Kommunalpolitik, seit 2020 als Stadträtin. Ich bin getrennt erziehend mit zwei Kindern im Kita-Alter und von Beruf Informatikerin.
Feminismus und Gleichstellungspolitik gehören schon immer zu meinen Kernthemen. So leite ich seit vielen Jahren einen feministischen Arbeitskreis, bin Mitglied der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen und Fraktionssprecherin für Gleichstellung. Fast genauso lange arbeite ich schon auf politischer Ebene mit den Münchner Beratungsstellen von pro familia eng zusammen.
Umso mehr freute ich mich, als die Findungskommission des Landesverbandes Anfang 2025 auf mich zukam. Seit März darf ich nun die pro familia Bayern als ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende vertreten. Ich freue mich riesig über das große Vertrauen und die tolle Zusammenarbeit!
Als Feminist*innen merken wir, dass der Wind schärfer und der Ton rauer wird. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist seit der Corona-Pandemie deutlich gesunken, der Rechtsruck wird auch in den großen Städten immer deutlicher spürbar. Die Haushaltslage ist in vielen Kommunen desaströs und wir erleben, was wir schon längst überwunden glaubten: Wenn es hart auf hart kommt, sind Frauen- und Mädchenprojekte die ersten, bei denen der Rotstift angesetzt wird. Frauen-Nachttaxi, Mädchentreff, Geburtshaus, individuelle Geburtsvorbereitung - viele Projekte sind so knapp kalkuliert, dass eine Mieterhöhung oder ein fehlender Inflationsausgleich das wirtschaftliche Aus bedeuten kann.
Gleichzeitig erleben wir steigende Zahlen von häuslicher und Partnerschaftsgewalt und, besonders dramatisch, von Femiziden. 2018 wurde statistisch betrachtet jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht, im Jahr 2023 täglich.
Was ist zu tun? Ich denke, zuallererst ist es wichtig, als Feminist*innen zusammenzustehen. Lassen wir uns nicht den Mut nehmen angesichts der herausfordernden Zeiten, denken wir an die vielen Phasen der Vergangenheit zurück, in denen die feministischen Bewegungen, der Kampf für Gleichberechtigung und gegen patriarchale Gewalt herbe Rückschläge hinnehmen mussten. Mir persönlich macht besonders der Blick auf die junge Generation von Frauen* und Mädchen* Mut. Konsens, körperliche und sexuelle Selbstbestimmung sind selbstverständliche Konzepte. Alternative Menstruations- und Verhütungsmittel werden offen diskutiert, ebenso wie die großen Themen Kinderwunsch, Kinderlosigkeit oder unterschiedliche Beziehungsmodelle.
Gleichzeitig sollten wir unseren politischen Einfluss nutzen. Die bayerischen Kommunalwahlen stehen vor der Tür. Es wird besonders wichtig sein, einerseits die Parteien auf feministische und Gleichstellungsziele zu verpflichten, andererseits in der Öffentlichkeit breit darüber zu informieren, wer die Interessen von Frauen* und Mädchen* in einer angespannten kommunalen Haushaltslage vertritt - oder eben nicht. Die Einführung des gestaffelten Mutterschutzes oder die Eröffnung der ersten TIN*-Schutzunterkunft Deutschlands zeigen, dass Erfolge trotz klammer Kassen möglich sind! Lasst uns, lassen Sie uns die kommenden Monate dazu nutzen, uns untereinander gut zu vernetzen, in den sozialen Medien und auf der politischen Bühne präsent zu sein. Darauf freue ich mich sehr und bin gerne jederzeit für Sie und Euch ansprechbar.
Herzliche Grüße Judith
"Gerade in herausfordernden Zeiten dürfen wir uns als Feminist*innen nicht entmutigen lassen – wir müssen zusammenstehen, unsere Stimme erheben und zeigen: Gleichstellung ist keine Kür, sondern Pflicht."
Judith Greif