Sexualpädagogische Konzepte gehören bislang nicht zu den Standards in den Einrichtungen der Behindertenhilfe und -Selbsthilfe. Noch immer findet das Thema Sexualität oft keinen Raum, werden Klient*innen im selbstbestimmten Ausleben ihrer Sexualität behindert, wird Sexualität oft erst dann zum Thema, wenn es zu unerwünschtem Verhalten kam. Aber Sexualität ist da und findet statt, ist Bestandteil des Lebens und des Alltags auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe.

Sexualpädagogische Konzepte helfen, den Umgang mit Fragen, die Sexualität betreffend, zu regeln. Sie stärken die Handlungskompetenz aller Akteur*innen und tragen so dazu bei, Menschen mit Behinderungen in ihrer selbstbestimmten Sexualität zu unterstützen. Nicht zuletzt dienen die Konzepte aber auch der Prävention, beispielsweise von sexuellen Übergriffen.

Im Rahmen des Landesprojektes "Prozessbegleitung bei der Entwicklung sexualpädagogischer Konzepte in Einrichtungen der Behindertenhilfe" wurden interessierte Einrichtungen bei der Erarbeitung sexualpädagogischer Konzepte von erfahreneren pro familia-Sexualpädagog*innen begleitet.

Im Zentrum stand hier der partizipative Gedanke. Denn damit die Konzepte im Einrichtungsalltag auch gelebt werden, ist es wichtig, dass sie nicht von oben herab beschlossen werden, sondern partizipativ erarbeitet und von allen beteiligten Akteur*innen mitgetragen werden. Ziel war und ist die nachhaltige Implementierung der sexualpädagogischen Konzepte in den Einrichtungen der Behindertenhilfe.

Am 1. Februar 2024 hat ein inklusiver Fachtag in Stuttgart stattgefunden, an dem mehr als 100 Menschen teilgenommen haben.

Zum Ende des Projektes wurde eine Arbeitsmappe erstellt,in der Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Projekt zusammengefaast sind:

  • Argumente, die für die Entwicklung einer sexualpädagogischen Konzeption sprechen
  • eine Abgrenzung von sexualpädagogischen Konzepten und (Gewalt-)Schutzkonzepten
  • inhaltliche Impulse zur Konzepterstellung
  • eine Beschreibung der von uns genutzten Arbeitsmethode „Zukunftswerkstatt“
  • eine Erklärung, was „Partizipation“ meint und warum sie eine so wichtige Grundlage bei der Konzeptentwicklung ist

Zusätzlich enthält die Arbeitsmappe Rechte-Karten in Leichter Sprache für die Gruppenarbeit.

Die Sammlung soll die Entscheidung für ein sexualpädagogisches Konzept erleichtern und als Hilfestellung bei der Entwicklung dienen.

Hier kann die Veröffentlichung "Sexualpädagogische Konzepte konkret -- Worauf kommt es an bei der Konzeptentwicklung?"  als pdf heruntergeladen werden.

Unterstützt wurde das Projekt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag von Baden-Württemberg beschlossen hat.