Kinderwunsch

Die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft ist in den letzten Jahrzehnten scheinbar planbarer geworden. Die Menschen können entscheiden, ob und zu welchem Zeitpunkt sie Eltern werden möchten. So entscheiden sich heute mehr Menschen bewusst für ein Leben ohne Kinder, während andere ihre Familienplanung in spätere Jahre verschieben oder sich für eine Einkindfamilie entscheiden. Jede dieser Entscheidungen ist persönlich und verdient Respekt.

Ob und wann jemand eine Familie plant, hängt von vielen Faktoren ab. Arbeitsplatzsicherheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, finanzielle Absicherung, eine verlässliche Partnerschaft, die innere Stabilität und nicht zuletzt die innere Bereitschaft für eine Schwangerschaft spielen bei der Realisierung des Kinderwunsches eine große Rolle.

Auch wenn eine Person oder ein Paar eine Schwangerschaft plant, muss der Kinderwunsch nicht sofort in Erfüllung gehen. Fruchtbarkeit ist nichts Unveränderliches. Umweltfaktoren, gesunde Lebensführung, körperliche und seelische Faktoren können Einfluss nehmen.

Der Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches kann emotional herausfordernd sein, insbesondere wenn eine Schwangerschaft nicht sofort eintritt. Es ist wichtig, sich in dieser Zeit gegenseitig zu unterstützen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn nötig.

Wie kommt es zur Befruchtung?

Vor dem Muttermund, dem Zugang zur Gebärmutter, liegt ein zäher Schleimpfropf, den die Samenzellen nur schwer durchdringen können. Dieser verflüchtigt sich um die Zeit des Eisprungs und erleichtert den Samen ihren Weg zur Eizelle. Die Eizelle, die sich aus dem Eibläschen im Eierstock gelöst hat, gelangt mit einer kleinen Menge Flüssigkeit in den Eileiter. Wellenartige Bewegungen der Eileiterwände tragen die Eizelle zur Gebärmutter.

Zur Befruchtung kommt es nur, wenn auf diesem Weg Samenzellen entgegenkommen, die in die Eizelle eindringen und mit dem Zellkern verschmelzen können. Dazu haben die Samenfäden nicht allzu viel Zeit, denn die Eizelle ist nur etwa 12 Stunden befruchtbar. Die Samenzellen können im weiblichen Genitaltrakt bis zu fünf, womöglich sogar acht Tage überleben.

Etwa fünf bis zehn Prozent der Eizellen können nicht befruchtet werden, weil ihre äußere Hülle für die Samenfäden undurchdringlich ist. Eine Keimanlage ist etwas höchst Empfindliches. Auf Grund unterschiedlicher Störungen entwickeln sich 40 bis 50 Prozent aller Schwangerschaften nicht weiter und enden zum Teil unbemerkt mit der nächsten Regelblutung.

Fruchtbarkeitswahrnehmung

Im Zeitalter von Pille und Spirale gibt es immer größere Lebens-Phasen, in denen die normalen Körperzeichen der Fruchtbarkeit nicht erlebt oder wenig beachtet werden. Wenn Paare mit den natürlichen Methoden verhüten möchten oder eine Schwangerschaft planen, braucht es manchmal etwas Zeit, bis sie mit Hilfe der Temperatur-Methode, der Schleimstrukturmethode oder der Selbstuntersuchung des Muttermundes die unfruchtbaren und fruchtbaren Tage während des Zyklus selbst bestimmen können.

Ebenso wie bei heterosexuellen Paaren gibt es gleichgeschlechtliche Paare, bei denen der Wunsch nach einem Kind besteht. Kinder in homosexuellen Lebensformen sind Realität: Viele Paare haben Kinder aus einer heterosexuellen Beziehung in der Vergangenheit. 

Für gleichgeschlechtliche Paare kann der Weg zur Elternschaft mit zusätzlichen rechtlichen und gesellschaftlichen Hürden verbunden sein. Dennoch gibt es immer mehr Möglichkeiten und Unterstützungsangebote, um den Kinderwunsch bzw. dem Wunsch nach einem Leben mit Kind zu verwirklichen, sei es durch Samenspende, Adoption, Pflegschaft oder andere Wege.

Die meisten lesbisch lebenden Frauen erfüllen sich ihren Kinderwunsch durch Befruchtung mit Spendersamen. Einige suchen sich private Samenspender. Sie führen die Befruchtung entweder selbst zu Hause durch oder nehmen dazu die Hilfe eines Arztes/einer Ärztin in Anspruch. Andere beziehen den Samen aus Samenbanken oder gehen den Weg über eine Kinderwunschpraxis. Bei diesen wird manchmal – insbesondere von alleinstehenden Frauen bzw. nicht-verheirateten lesbischen Paaren – im Vorfeld eine rechtliche/ psychosoziale Beratung eingefordert wird. pro familia Beratungsstellen bieten die Beratung teilweise an. Die Optionen für die Übernahme von Behandlungskosten sind je nach Bundesland unterschiedlich. 

Für schwule Paare ist die Erfüllung des Kinderwunsches komplizierter, da Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist.

Prinzipiell dürfen auch Einzelpersonen Kinder adoptieren. Außerdem gibt es zunehmend mehr Fälle, in denen auch gleichgeschlechtliche Paare erfolgreich eine Adoption in Deutschland realisieren konnten, die Hürden sind jedoch häufig noch hoch.

Die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare ist in einigen europäischen Ländern erlaubt und liberale Gesetzentwürfe werden in vielen Ländern diskutiert.

Homosexuelle Paare haben bei Anerkennung der Eignung durch die Adoptionsvermittlungsstelle am Wohnort die Möglichkeit der Auslandsadoption.

Homosexuelle Paare können ein oder mehrere Pflegekinder aufnehmen, auch wenn sie nicht verheiratet sind. Anlaufstelle für die Vermittlung sind die Jugendämter ("Pflegekinderwesen").

Zum Weiterlesen

Initiative lesbischer und schwuler Eltern/ilse

Persönliche Beratung

Wenn Sie mehr wissen wollen oder Fragen haben, wenden Sie sich an eine ärztliche Praxis oder eine pro familia Beratungsstelle. Hier stehen Ihnen Ärzt*innen, Sozialarbeiter*nnen, Psycholog*nnen und Pädagog*nnen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung

Letzte Überarbeitung: 13.6.2025